Kintsugi

Ähm… Gesundheit?! Klingt im ersten Moment etwas seltsam, dahinter versteckt sich aber etwas wunderschönes!

Fangen wir ganz vorne an: Die Tradition des Kintsugi kommt aus Japan und soll Ende des 15. Jahrhunderts entsandten sein. Dem damals herrschenden Shōguns (General) Ashikaga Yoshimasa, der ein großer Liebhaber der Teekunst (Chadô) war, ist der Legende nach seine chinesische Liebligs-Teeschale aus Versehen zerbrochen, weshalb er sie zur Reparatur nach China schickte.
Als die Schale mit Metallklammern zusammenfügt wieder ankam, war er absolut nicht zufrieden mit dem Ergebnis, welches die Schale eher verunstaltete und ihr die Funktionalität nahm, als sie gekonnt wiederherzustellen.
Aus diesem Grund beauftragte er seine japanischen Handwerker, eine elegantere Lösung für das Problem zu finden. Und das taten sie!

Seine Handwerker mischten dazu den japanische Lack „urushi“ mit goldenen Pigmenten und polierten das Ganze am Ende. So entstand die Reperatur-Technik Kintsugi, sprichwörtlich übersetzt “goldenes Zusammensetzen”.

Und warum erzähle ich Euch das alles hier in einem Hochzeitsblog? Bisher hat es ja noch recht wenig mit diesem Thema zu tun… Stimmt! Und es gibt auch keinen konkreten Bezug zur Tradition des Heiratens, aber ich finde aus der Kunst des Kintsugi und der darin enthaltenden Lebensphilosophie steckt viel, was sich auf das gemeinsame Leben als Partner/ Ehepaar in der heutigen Zeit übertragen lässt.

Die Kintsugi Kunst fragt uns an, still zu werden, Geduld zu üben – zu warten und zu beobachten. Sie zeigt uns, dass Narben nur langsam heilen. Zugleich können wir in dem Prozess neue Perspektiven gewinnen. Kintsugi kann uns auch lehren, Schönheit neu zu verstehen.

Motoki Tonn

Beim Kintsugi geht es darum, die Perfektion und die vollkommende Ästhetik im Unvollkommenen zu finden.
Es geht darum, sich von der vermeintlichen äußeren Schönheit ab, hin zur inneren Schönheit zu zuwenden. Es beinhaltet die Demonstration von Mut, sich dem Zerbrochenen zu stellen, denn die Reparatur dauert oft sehr lang,Wochen und Monate. Kintsugi erfodert neben Mut eben auch Geduld, Aufmerksamkeit und Sorgfalt. Nur so kann aus etwas kaputtem etwas Einzigartiges, Neues entstehen.

Die Stellen, die vom Missgeschick zeugen werden anders als beim simplen kleben nicht etwa unsichtbar, sondern werden für alle erkennbar hervorgehoben und betont.

Und sind wir ehrlich: Jedem/r, dem/der schon mal eine Tasse herunter gefallen ist, der/die weiß, dass auch das Zusammenkleben am Ende die Risse nicht verschwinden lässt. Warum diese „Markel/ Narben“ dann nicht einfach hervorheben und auf schöne Art und Weise betonen?

Denn auch in Beziehungen ist es nicht immer einfach. Manchmal werden (unbewusst) Dinge kaputt gemacht und es entstehen Risse in der Bindung. Wer aber nicht, wie heute meistens üblich, alles sofort wegschmeißt, was nicht funktioniert und sich ein neues Modell zulegt, der wird oft belohnt.

There is a crack in everything, that´s how the light get´s in.

Leonard Cohen

Denn Paare, die ihre Kratzer nicht kaschieren oder überschminken und diese damit nicht verdrängen, sondern sie offen und ehrlich mit sich tragen, die finden oft eine ganz neue Form der Bindung und Beziehung zueinander. Eine ehrliche, tiefe, starke Verbindung mit all ihren Narben, die zu Gold wurden.

Denn genau darum geht es: Die Höhen und Tiefen gemeinsam zu erleben, daran zu wachsen, stärker zu werden. Sich gemeinsam zu entwickeln, sich zu verändern und trotzdem ein Team zu bleiben – Vielleicht ein anderes als vor 5 Jahren, aber kein schlechteres.

Habt Geduld. Streitet Euch. Unterstützt Euch. Vertragt Euch. Wachst gemeinsam. Würdigt Eure Makel und vergoldet sie.