Polterabend

Der eine oder die andere poltert ja generell gerne mal durch die Welt, ist sehr direkt und fällt mit der Tür ins Haus – Das herum poltern ist heute aber nicht gemeint!
Denn heute geht es um den Brauch des Polterabends!

Auch, wenn wahrscheinlich jeder weiß, was ein Polterabend ist – hier noch mal eine kurze Erklärung: Der Polterabend findet meistens ungefähr eine Woche, oder zumindest ein paar Tage, vor der Hochzeit statt. Die Gäste bringen Porzellan mit, welches vor dem Brautpaar auf dem Boden in hunderte Teile zerbrochen wird. Das Brautpaar darf die ganzen Scherben anschließend zusammenfegen – Dabei wird mit Schnaps für alle natürlich nicht gegeizt!
Wer Pech und ganz lustige Freunde, Verwandte oder Nachbarn hat, der darf dann auch gerne mal eine Toilettenschüssel oder ähnliches zusammenfegen oder bekommt die bereits in Eimern verstauten Scherben noch mal ausgekippt….

Halt stopp mal! Bringen Scherben nicht Unglück?! Und warum macht man das eigentlich?
Gewisse Scherben bringen wirklich Unglück und zwar ganze sieben Jahre laut Aberglaube: Glasscherben! Aus diesem Grund darf auf keinen Fall Glas, sondern nur Porzellan und Keramik zum Polterabend mitgebracht werden! Diese Scherben bringen nämlich nach altem Glauben Glück – und so ist der Brauch im späten Mittelalter auch entstanden.

Abgeleitet wird dieser Spruch aus dem Töpferjagon, in dem Scherbe ein heiles Tongefäß meinte – Ich weiß, klingt etwas verwirrend 😀 Diese Tongefäße dienten als Vorratsgefäße und standen damit für die sichere Versorgung der Familie und damit eben auch für Wohlstand. Sie galten also ein Zeichen von Glück, denn hatte man viele von ihnen, dann ging es einem gut.
Aber wenn diese Töpfe so wertvoll waren, warum zerbricht man die Keramik dann? Es wird davon ausgegangen, dass es eine Art „Opfergabe“ war, um sich eben das Glück für die Ehe zu sichern. Zudem geht man davon aus, dass das Zerbrechen von etwas Altem den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt symbolisieren sollte.

Und natürlich hat der Brauch auch etwas mit dem Vertreiben von bösen Geistern zu tun – Wie so oft bei alten Hochzeitsbräuchen. Das Wort Polterabend leitet sich höchstwahrscheinlich von dem Begriff „Poltergeistabend“ ab, was bedeutet, dass an diesem Abend die bösen Geister und Dämonen für das Brautpaar durch Lärm und Krach vertreiben werden sollten. Mit dem gepolter werden zudem auch Ängste und Unsicherheiten vor der Eheschließung vertrieben und das Paar so gesegnet.

Das gemeinsame Auffegen der Scherben soll übrigens die Herausforderungen, denen sich die die Eheleute in Zukunft zusammenstellen müssen, symbolisieren.

Ursprünglich fand der Polterabend am Tag vor der kirchlichen Trauung statt und ging bis Mitternacht. So wurde zudem der Übergang vom Junggesellen- ins Eheleben symbolisiert. Dafür gibt es heute natürlich zusätzlich den JGA, dazu gibt es demnächst auch einen Blogpost – versprochen!

Ein Brauch, den ich erst letztens im Rahmen des Polterabends kennengelernt habe, ist der des „Hose verbrennens“ – Kannte ich vorher nicht 😀
Dabei wir die Hose des Bräutigams um Mitternacht verbrannt und die Asche vergraben – Symbolisch und auch physisch werden ihm die Hosen ausgezogen, die er demnächst in der Ehe sowieso nicht mehr anhat. Die Asche wird danach mit einer Flasche Schnaps vergraben und ein Jahr später zusammen mit den Freunden wieder ausgegraben und geleert, um an den Polterabend zu erinnern.
Äquivalent wird übrigens der BH der Braut verbrannt und beerdigt.
Angeblich gibt es auch die Alternative, dass die Schuhe der Braut auf einem Holzbrett festgenagelt werden, damit sie nicht mehr „weglaufen“ kann – Ich kenne den Brauch so nicht, Ihr?

Welchen Brauch ich aus Ostfriesland auf jeden Fall im Rahmen des Polterabends kenne, ist der des Bogen machen. Meistens sind es die Nachbarn, die gemeinsam eine lange Girlande aus Tannengrün und bunten Servietten-Blumen machen und diese entlang des Hauses und über die Tür des zukünftigen Ehepaares hängen. Oft stellen auch Freunde und Familie zusätzlich noch Schilder im Garten auf – Dafür haben sie sich alle dann natürlich auch einen Schnaps oder zwei verdient.

Allgemein hat der Polterabend auf dem Land, glaube ich, mittlerweile eine größere Bedeutung als in der Stadt, da dort einfach der Platz vorhanden ist und auch die Ruhestörung nicht so böse aufgefasst wird.
Ich wüsste nicht, dass es Locations gibt, die es ermöglichen vor Ort zu poltern, deshalb finden solche Abende meisten auf der eigenen Auffahrt statt.

Und ganz ehrlich: Viele haben aber keine Lust auf den Polterabend, weil es natürlich kurz vor der eigentlichen Hochzeit noch eine große Feier ist, die zusätzlich organisiert und finanziert werden will – Oft ist diese Party sogar größer als die eigentliche Hochzeit, weil die Gelegenheit genutzt wird, auch Leute, die nicht zur Hochzeit eingeladen worden sind (Nachbarn etc.), mit teilhaben zu lassen.

Eine Alternative für alle, die nicht fegen wollen oder können ist ein Polterabend ohne poltern, also eine Art „Pre-Wedding-Party“ oder „Verlobungsfeier“ – Denn das geht natürlich überall und ganz ohne Lärm 🙂
Die andere Alternative ist, sich nicht noch mehr Stress neben Hochzeit, JGA etc. zu machen und einfach auf den Polterabend zu verzichten – Macht es ganz so, wie Ihr es mögt!