Über die Schwelle tragen
Ladies and Gentlemen wärmt die Muskeln auf! Wir tragen uns nun über die Schwelle!

Über welche Schwelle fragt Ihr Euch? Na über die Türschwelle! Heute geht’s nämlich um den Brauch, dass (ursprünglich) die Braut vom Bräutigam beim Heimkehren nach der Hochzeit über die Schwelle der Eingangstür getragen wird.

Wann dieser Brauch eingeführt wurde ist nicht ganz klar, es gibt ihn auf jeden Fall seit vielen Jahrhunderten und es wird vermutet, dass er ursprünglich aus der Stadt Babylon komme.

Dafür ist aber sehr klar, wofür dieser Brauch steht: Zum einen soll der Übergang in einen neuen Lebensabschnitt symbolisiert werden, zum anderen soll die Braut so beschützt werden. Wovor soll die Braut damit denn beschützt werden? Na, wie so oft vor bösen Geistern und Unglück!

Bereits in der Antike glaubte man, dass die Türschwelle der Ort sei, an dem die bösen Geister lauern. Damit die Braut nicht von diesen bösen Geistern angegriffen wird und die Geister nicht mit reinkommen, wird die Braut direkt über die Schwelle getragen. Zudem ging man davon aus, dass es Unglück bringe, wenn die Braut beim betreten des Hauses stolpere – Ich würde sagen: Problem erkannt, Gefahr gebannt!
Sie wird einfach getragen. (Was aber passiert, wenn der Bräutigam beim Tragen stolpert ist nicht überliefert – Bitte nicht testen, das gibt so oder so dicke blaue Flecken! :D)

Zum Thema Alternativen fällt mir nur ein: Warum muss der Mann immer den starken spielen? Wir Frauen sind mindestens genauso stark! Vielleicht tragt Ihr Euren Mann einfach?

Egal wer wen trägt: Es gibt verschiedene Tragvarianten! Der Klassiker ist der auf den Bildern oben und unten. Aber es geht natürlich auch über die Schulter geworfen oder Huckepack!

Eine schöne Alternative ist es auch, gemeinsam über die Schwelle und ins Glück zu springen – Quasi wie beim Sprung über den Besen (ein afroamerikanisches Ritual am Ende der Trauung).

Last but not least der Pro-Tip: Legt Euch eine „Brauttür“ zu! Dann ist das Thema mit der Schwelle gleich geregelt 😀 Gerade die Hamburger unter Euch haben vielleicht schon mal bei einem Ausflug ins Alte Land diese wunderschön bemalten und verzierten Türen an den alten Bauern-Fachwerkhäusern gesehen.

Diese Tür befindet sich an der Giebelseite und ist ursprünglich lediglich von innen zu öffnen, weil sich hinter ihr ein Raum mit der Mitgift der Braut befand. Aber nicht nur die Mitgift, sonder auch alle anderen Wertgegenstände des Hauses befanden sich in dieser Schatzkammer, dem sogenannten Kofferraum. Grund war, dass im Fall eines Brands alle Wertsachen schnell im Freien waren. Gerade bei Reetdach-Häuser war ein Brand gar nicht so unüblich.
Über diese Tür wurde die Braut also samt der Brauttruhe ins gemeinsame Haus geführt.

Ein anderer Brauch im Alten Land ist der der “Hochzeitsbänke”. Hat nichts mit dem Thema “Über die Schwelle tragen” zu tun, passt aber thematisch gut zur Brauttür 🙂
Die Bänke werden individuell für die Paare angefertigt und werden dann an einem schönen Platz im Alten Land aufgestellt. Eine Tafel an der Rückenlehne trägt den Namen der Eheleute und das Hochzeitsdatum. Und wie schön ist bitte die Tradition, jedes Jahr zum Hochzeitstag zurück zu dieser Bank zu kommen und zusammen die Zeit zu genießen?