Trauritual “Das Spiel des Lebens”
Die Vorüberlegungen
Es gibt Paare, bei denen ist es ganz leicht ein geeignetes Ritual für die Trauung zu finden und es gibt Paare, da weiß man zwar auch direkt, in welche Richtung das Ritual gehen soll, aber wie das dann ganz genau aussehen soll, das ist etwas schwieriger…
So war es auch bei diesem Paar: Ich wusste direkt, dass es ein Ritual mit Puzzle- oder Spielbezug sein soll, weil die beiden wahnsinnig gern gemeinsam Spiele spielen und ihre Zeit mit puzzeln verbringen… Aber Puzzle war mir am Ende dann doch zu einfach gedacht – Zumal die beiden dieses Hobby bereits in den Einladungskarten, in der Deko und auch im Gästebuch aufgegriffen haben… Da wäre ein “Zwei individuelle Teile, die zusammen ein Ganzes ergeben und sich vervollständigen” zu unkreativ gewesen…
Somit ging es ins Brainstorming, wie man das Thema “Spiel” in die Trauung integrieren kann. Ich überlegte, welches Spiel sich wohl am besten als Metapher eignen würde und suchte nach einem, was man auch tatsächlich während der Trauung spielen kann. Denn ich wusste, dass ein Spiel zu spielen, bei dem man aktiv etwas tun müsste, es dem Bräutigam auch etwas leichter machen würde, die Trauung spielerisch zu erleben und nicht 45 Minuten voll im Mittelpunkt zu stehen – All eyes on him…
Tatsächlich war der Spieletitel schnell gefunden, dass sich “Das Spiel des Lebens” einfach super anbot – Der Titel passt und auch der Spielverlauf ließ sich super an eine freie Trauung anpassen!
Erste Schritte: Das Spielfeld
Die Idee war also geboren: Wir spielen “Das Spiel des Lebens”- N&M Edition!
Im ersten Schritt habe ich mich erstmal an das vermeintlich einfachste und auch das grundlegendste gesetzt: Das Spielfeld.
Bei Inkscape, einem kostenlosen Programm zur Bearbeitung von Vektorgrafiken, habe ich die Maße des Spielfeldes angelegt und versucht, dem Original entsprechend, mit rechteckigen Feldern einen Spielplan zu gestalten.
Die Felder haben einen weißen Rahmen und typische Farben bekommen – Ebenso wie den typischen Spielverlauf von “Wähle den Karriere- oder Akademikerweg” etc..
Weiter ging es ein geeignetes Bild für den Hintergrund des Spielbrettes zu suchen – Denn wer “Das Spiel des Lebens” kennt, der weiß, dass es ein sehr charakteristisches Spielbrett hat… Die Suche hat etwas gedauert, weil ich diese Art von Bild erstmal irgendwie richtig betitelt musste, um es bei Google etc. finden zu können 😀
Fragt mich nicht wie, aber irgendwie bin ich am Ende dann endlich bei der richtigen Art von Bilder gelandet und habe dieses hier bei iStock gefunden – Es passte perfekt!
Das Spielfeld entwickelte sich langsam und ich musste mir überlegen, welche Meilensteine der gemeinsamen Geschichte der beiden ich gerne als Spielfeld integrieren wollte.
Denn die Rede war so aufgebaut, dass die beiden am Rad des Lebens drehen sollten und mit der Zahl, die sie gedreht haben sollten, sie auf ein Feld kommen, welches einen weiteren Teil der Rede “auslöst”. Kurz gesagt: Ich habe meine Rede in kurze “Kapitel” unterteilt, die jeweils den Titel des Spielfeldes hatten, auf dem die beiden gelandet sind.
Nun fragt Ihr Euch bestimmt: Ähm Birte… Der Spielplan hat SO viele Felder… Hast Du zu allen etwas geschrieben?!
Ich kann Euch beruhigen – Das habe ich natürlich nicht getan 😀 Es gab insgesamt 27 Felder, die etwas mit der Reede zu tun hatten, die anderen waren bedeutungslos für die Rede. Damit es aber nach einem richtigen Spielfeld aussah, mussten natürlich mehr als die 27 Felder der Rede her – hier habe ich die freien Felder einfach mit anderen Anekdoten und Erlebnissen der beiden aufgefüllt, die es nicht in die Rede geschafft haben… So habe ich es auch geschafft, dass die beiden nicht direkt erraten konnten, auf welchem Feld sie als nächstes landen…
Die Frage, vor der ich nun aber stand, war folgende: Wie schaffe ich es, dass sie eine festgelegte Reihenfolge an Zahlen drehen, damit sie exakt auf den Feldern landen, die ich für die richtige Reihenfolge meiner Rede benötige?!
Erstes Problem: Wie regel ich das mit den Zahlen?!
Und das war eine Frage, die konnte ich nicht allein lösen… Ich bin mehr als dankbar, dass ich einen Partner habe, der mich nicht nur bedingungslos in meinem Herzensbusiness unterstützt, sondern auch gerne mitbastelt und mir als Sparringspartner beim Schreiben zur Seite steht!
Und dieser tolle Typ sagte einfach: “Gar kein Ding, das programmiere ich Dir!”
Da war ich ein bisschen baff, weil ich schon in alle Richtungen überlegt hatte… Nehme ich die Zahlen raus und lasse nur die Farben drin und sage dann einfach, egal welche Farbe, die Zahl, die ich brauche? Das kommt ja auch doof, wenn Rot mal ne 2 und mal ne 7 ist…
Die Idee ein Rad, das aussieht wie das Original-Rad in Inkscape zu erstellen und dann ein Programm zu schreiben, dass genau die Zahlen, die ich brauche, in der richtigen Reihenfolge auf dem Rad auf dem Bildschirm anzeigt war genial!
Führte uns aber auch zur nächsten Frage: Wie kommen wir an einen Impuls, damit sich das digitale Rad beginnt zu drehen?
Zweite Frage: Wie bekommen wir das Rad zum drehen?!
Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder wir lassen die beiden auf den Bildschirm tippen und sie so das Rad starten… Oder… Ja oder was wäre, wenn man das Original-Rat aus dem Spiel verwenden würde, um den Impuls für das digitale Rad zu geben…?
Das wäre schon ziiiiemlich cool… Aber wie bekommen wir das hin?
Klar war, mit der ersten Option (die zugegebenermaßen die einfachste Variante gewesen wäre) geben wir uns nicht zufrieden – Wir wollen das Spiel so realistisch wie möglich nachbauen!
Also kurzerhand ein bisschen gebastelt: Meinem Partner fiel ein, dass er noch einen Taster aus seiner Zeit als Modeleisenbahner hatte, der würde den Impuls geben können. Aber wie integrieren wir diesen in das Original-Rad?
Erste Überlegung war, den Taster an den Stopper des Rades zu basteln – Das ging aber nicht so richtig.
Dann kam uns die Idee, dass der Taster am unauffälligsten wäre, wenn er einfach in der Mitte des Rades unter dem Handstück verborgen wäre… Und was soll ich sagen?! Das Schicksal meinte es gut mit uns, denn der Taster passte genau rein vom Durchmesser! 😀 Wir mussten somit nur ein Stück abschneiden und den Taster durchstecken 🙂
Das war im wahrsten Sinne des Wortes wirklich ein Durchbruch! 😀 Denn ab hier ging es tatsächlich super easy – Also für meinen Partner, ich habe ab diesem Punkt nur noch Bahnhof verstanden 😀 Denn nun ging es ans Löten und Programmieren… Wer hätte gedacht, dass der Teil des Rades und der Zahlen am Ende der schnellste ist?! Ich definitiv nicht! 😀
Das Löten
Damit das alles auch funktionieren und der Impuls des Tasters an den Laptop übertragen werden konnte, mussten wir eine Verbindung schaffen.
Das haben wir in Form einer kleinen Platine gemacht, die wir unter dem Rad befestigten. An diese hat mein Partner die Kabel des Tasters gelötet und ein Mini-USB zu USB-A Kabel besorgt, welches an den Laptop angeschlossen wurde.
Und siehe da: Wenn man am Original-Rad gedreht hat, wurde dort der Taster heruntergedrückt und das Rad auf dem Bildschirm begann sich zu drehen… Und an der programmierten Stelle zu halten
Das Gesicht des Bräutigams, als ihm nach bereits mehrmaligen Drehen aufging, dass das Rad gezinkt war – Unbeschreiblich!!
Doch zwei Dinge fehlten noch, um “Das Spiel des Lebens” möglichst realsitisch nachzustellen… Na, wer errät sie? 😀
Lest dafür gerne weiter – Keine Sorge, wir sind auch gleich fertig! 😀
Lebensstilkarten
Denn was wäre das “Spiel des Lebens” ohne die charakteristischen Lebensstilkarten?! Denn mit diesen ermittelt man auch die Gewinner*innen.
Im echten Spiel dadurch, dass man durch sie Geld erhält oder abgeben muss und somit ermittelt wird, wer am Ende des Spiels am meisten Geld in seinem Leben gemacht und damit gewonnen hat…
Diesen Ansatz fand ich für eine Trauung doof, aber über die Lebensstilkarten zu ermitteln, wer gewonnen hat, das musste schon sein!
Deshalb versteckte sich hinter meinen Karten je ein gemeinsames Erlebnis oder eine Situation, in der sich die beiden toll umeinander gekümmert haben. Wer also die meisten schönen gemeinsamen Momente gesammelt hat, der oder die sollte gewinnen.
Zudem war das eine tolle Gelegenheit die Gäst*innen mit einzubinden.
Ich habe bei Word Karten designt, die aussahen wie das Original und oben eine Nummer in einem Puzzleteil stehen hatten, damit wir auch die richtige Reihenfolge der Rede einhalten.
Dann wurden sie in A4 ausgedruckt und laminiert – Laminieren lässt einfach alles höherwertiger aussehen… Und hat sie auch vor den kleinen Gästen “geschützt” – Tolles Foto!
Kamen die beiden nun auf ein Lebensstilfeld, so habe ich gefragt, wer denn die Karte mit der Nummer X auf seinem Platz gefunden hat und der oder die Gäst*in mit der passenden Karte hat das Wort laut vorgelesen und die Karte nach vorne gegeben.
Fehlen nur noch die Berufskarten, denn am Scheideweg Karriere- oder Akademikerweg mussten sich die beiden entscheiden und einen Beruf ziehen… Auch hier durfte natürlich nichts dem Zufall überlassen werden…
Berufskarten
Das war aber wirklich mit Abstand das Einfachste: Ich habe die passenden Karten einfach x-mal kopiert und sie auf die nicht verwendbaren Berufskarten draufgeklebt 😀
Denn die beiden hatten zum Glück mit Polizist und Musikerin Berufe, die es im Originalspiel schon gab! So musste ich zum Glück nichts neues designen! 😀
Zum Schluss fehlten nur noch ein paar Kleinigkeiten, die ebenfalls schnell erledigt waren:
Letzte Kleinigkeiten
Zum einen musste das Spielfeld noch in A1 ausgedruckt werden, damit auch alle Gäst*innen etwas erkennen konnten. Das habe ich in Hamburg vor Ort machen lassen und war richtig zufrieden mit der Qualität.
Nun fehlte nur noch eine Art Pinnwand, um das Spielfeld anzupinnen. Dafür haben wir einfach eine XX Platte aus dem Baumarkt geholt und diese zugesägt. Zusammen mit dem Spielplan wurde diese dann bei der Trauung auf eine Staffelei gestellt.
Damit die Spielsteine, kleine Autos aus dem Originalspiel, in das kleine Männchen gesteckt werden, auch auf der Pinnwand halten, haben wir sie kurzerhand mit Heißkleber gefüllt und eine Heftzwecke hineingedrückt – So einfach wie effektiv 😀
Fazit
Abschließend kann ich sagen, dass das mit Abstand aufwendigste Ritual war, dass ich je gemacht habe – Aber es hat auch wahnsinnig Spaß gemacht, sich all das auszudenken und vor allem am Ende zu sehen, dass alles zu 100% klappt!
Das Paar war richtig begeistert, die Gäst*innen haben super toll mitgemacht und waren happy, weil sie so richtig Teil der Trauung sein konnten. Und für uns alle verging die Rede wie im Flug – Was möchte man mehr?! 🙂
Wäre so ein Spiel auch eine Idee für Eure freie Trauung? Oder welches gemeinsame Hobby/ welches Ritual würdet Ihr gerne in ein Trauritual verwandeln?