Brautübergabe

Die Amerikanische Eröffnung

Keine Sorge: Das hier wird weder ein Schach-Blog, noch ein Nerd-Blog übers Fechten oder so. Als Amerikansiche Eröffnung“ wird der Einzug der Braut gemeinsam mit dem Brautvater bezeichnet. Ihr wisst schon: Der Vater übergibt seine Tochter vorne am Altar an den Bräutigam. Fun-Fact ist, dass diese Art des Einzuges in Europa eigentlich nicht üblich ist – jedenfallls nicht mehr!

Sie war es vor langer Zeit, als es auch in Europa noch ganz normal war Ehen zu arrangieren und der Vater sicher gehen wollte, dass er den vereinbarten Preis auch für die Übergabe seiner Tochter bekommt.

Die Germanen kannten den Brauch der Brautübergabe eben aus diesem Rechtsverhältnis: Die Frau geht vom Schutzverhältnis des Vaters in das des Bräutigams über. Der Auserwählte verpflichtet sich der neue Vormund für die Braut zu werden. Dieser Rechtsakt wurde im Kreis der Verwandten belegt und dann kannte folgte die Heimführung der Braut in das Haus des Mannes.

Auch im Mittelalter war diese Übergabe des Mündels noch so Gang und Gebe.

Doch mit den Jahren und den wachsenden Rechten der Frauen war es nicht mehr nötig einen Vormund zu haben und arrangierte Ehen wurden verboten. Aus diesem Grund war auch die Brautübergabe hinfällig und die Brautpaare zogen über einen langen Zeitraum als gleichgestellte Partner*innen gemeinsam zur Trauung ein.

Warum also wollen so viele zurück zu dieser patriarchalische Sitte? Das Ganze ist zu einem großen Streitthema ausgeartet und wirft große gesellschaftspolitischen Fragen auf.

Begründet liegt der Wunsch nach der Brautübergabe mal wieder in Hollywood. Kein Witz! Wir alle konsumieren vor allem die großen Blockbuster aus Amerika, wo der gemeinsame Einzug mit dem Vater immer noch der Tradition entspricht – deshalb eben auch „Amerikanische Eröffnung“. Dort hat der Brauch bis in die Moderne überdauert.

So wurden durch Filme und Serien unsere Vorstellung einer perfekten Traumhochzeit

beeinflusst und viele Brautleute träumen deshalb vom Kleinkind auf an vom Vater am Altar übergeben zu werden.

Viele finden die Vorstellung vom Vater in „gute Hände“ gegeben zu werden und von ihm in den neuen Lebensabschnitt begleitet zu werden wunderschön – Auch ich persönlich kann dem Ganzen etwas abgewinnen.
Aber ich kann es auch verstehen, wenn man sagt, dass man ein solch antiquiertes Rollenbild nicht unterstützen möchte und auf andere Art und Weise einzieht, hier ein paar Ideen:

Alternativen zur Brautübergabe

  • Das Paar zieht gemeinsam ein
  • Der Bräutigam wird vorab ebensfalls von einem Elternteil zum Altar begleitet
  • Der Vater bringt seine Tochter bis zum Eingang des Traulocation, übergibt sie dann und das Paar schreitet den Gang zum Altar gemeinsam hinunter
  • Die Braut wird von beiden Eltern begleitet
  • Die Braut wird bis zum Anfang des Ganges von ihrem Vater begleitet, geht aber den Gang dann alleine nach vorne

Wusstet Ihr eigentlich, dass...

die Braut traditionell links vom Bräutigam sitzt? Dieser Brauch stammt noch aus der Zeit, als Männer ein Schwert zur Verteidigung trugen. Dieses wurde auf der rechten Seite getragen und somit musste die rechte Seite frei bleiben, damit das Schwert zur Verteidigung der Braut jederzeit gezogen werden konnte.

die Brautleute während der Zeremonie so dicht beieinander sitzen, damit sich keine bösen Geister zwischen sie drängen? Deshalb werden die Stühle des Brautpaares traditionell auch mit Blumengirlanden, glitzernden Gegenständen und roten Bändern versehen, damit die kleinen Geister abgeschreckt werden und nicht auf dumme Gedanken kommen!